IT-Sicherheit durch Systemhärtung: Was Sie als MSP wissen müssen

Die Systemhärtung ist ein unverzichtbarer Prozess, um die IT-Infrastruktur Ihrer Kunden zu schützen. Doch was genau bedeutet Systemhärtung und warum ist sie so wichtig?

Was ist Systemhärtung?

Die Systemhärtung umfasst eine Reihe von Maßnahmen, die darauf abzielen, potenzielle Sicherheitslücken in IT-Systemen zu identifizieren und zu beheben.

Ungehärtete Systeme sind anfällig für Angriffe, die von simpler Malware bis hin zu komplexen, zielgerichteten Cyberattacken reichen können. Ein gut gehärtetes System bietet eine robuste Verteidigungslinie gegen solche Bedrohungen.

Isometrische Grafik eines geschützten Systems

Wie können Sie Systeme Ihrer Kunden effektiv härten?

Zeigt Arten der Systemhärtung

1. Minimierung der Angriffsfläche

Ein entscheidender erster Schritt zur Härtung der Systeme Ihrer Kunden ist die Minimierung der Angriffsfläche. Dies beginnt mit der Deaktivierung unnötiger Dienste und Programme. Jedes zusätzliche Programm oder jeder zusätzliche Dienst erhöht die potenziellen Angriffsvektoren und damit die Angriffsfläche eines Systems. Daher sollten alle nicht benötigten Softwarekomponenten identifiziert und entweder deinstalliert oder deaktiviert werden.

Ein weiteres wesentliches Element ist die Entfernung ungenutzter Benutzerkonten. Veraltete oder nicht mehr verwendete Benutzerkonten stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, da sie potenzielle Einfallstore für unautorisierte Zugriffe bieten. Durch die systematische Überprüfung und Entfernung dieser Konten können Sie die Sicherheit der Systeme erheblich verbessern.

2. Betriebssystem-Hardening

Das Betriebssystem-Hardening ist entscheidend, um eine solide Sicherheitsbasis zu schaffen. Regelmäßige Aktualisierungen und Patches sind hierbei unverzichtbar. Sicherheitslücken im Betriebssystem und in installierten Anwendungen werden häufig von Cyberkriminellen ausgenutzt. Durch konsequente und zeitnahe Installation von Updates und Patches können diese Schwachstellen geschlossen und das Risiko eines Angriffs deutlich reduziert werden.

Zusätzlich sollten standardisierte Sicherheitsrichtlinien, wie die CIS Benchmarks, zur Anwendung kommen. Diese Security Baselines bieten bewährte Praktiken, die dazu beitragen, ein hohes Sicherheitsniveau zu gewährleisten. Die Einhaltung solcher Richtlinien stellt sicher, dass die Systeme Ihrer Kunden nach den besten verfügbaren Standards konfiguriert und geschützt sind.

3. Netzwerk-Hardening

Der Schutz des Netzwerks ist eine weitere zentrale Säule der Systemhärtung. Eine ordnungsgemäße Konfiguration von Firewalls ist hierbei essenziell. Firewalls agieren als erste Verteidigungslinie gegen unerwünschten Netzwerkverkehr und helfen, unautorisierte Zugriffe zu verhindern. Es ist wichtig, dass Firewalls so konfiguriert sind, dass sie den Netzwerkverkehr effektiv filtern und nur autorisierte Verbindungen zulassen.

Darüber hinaus spielt die Segmentierung des Netzwerks eine entscheidende Rolle. Durch die Aufteilung des Netzwerks in verschiedene Segmente können potenzielle Sicherheitsverletzungen eingedämmt werden. Kritische Systeme sollten dabei von weniger sensiblen Bereichen des Netzwerks getrennt werden, um die Ausbreitung von Bedrohungen innerhalb des Netzwerks zu verhindern.

4. Benutzer- und Zugriffsverwaltung

Die Verwaltung von Benutzerrechten und Zugriffsprivilegien ist ein kritischer Faktor für die Sicherheit der Systeme Ihrer Kunden. Die Implementierung des Prinzips der geringsten Privilegien ist dabei von zentraler Bedeutung. Dieses Prinzip besagt, dass Benutzer und Prozesse nur die minimal notwendigen Berechtigungen erhalten sollten, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Dies reduziert das Risiko, dass kompromittierte Konten oder Prozesse Schaden anrichten können.

Um die Sicherheit weiter zu erhöhen, sollten starke Authentifizierungsmethoden eingesetzt werden. Die Einführung von Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) sorgt dafür, dass Benutzerkonten zusätzlich abgesichert sind, indem sie mehrere Verifizierungsschritte erfordern. Dies macht es für Angreifer erheblich schwieriger, unautorisierten Zugang zu erhalten.

5. Protokollierung und Überwachung

Eine umfassende Protokollierung und Überwachung sind unerlässlich, um sicherheitsrelevante Ereignisse frühzeitig zu erkennen und effektiv darauf reagieren zu können. Diese Protokolle dienen nicht nur der Nachverfolgung und Analyse von Vorfällen, sondern auch der kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen.

Der Einsatz eines Security Information and Event Management (SIEM) Systems ist hierbei besonders hilfreich. Ein SIEM-System sammelt, analysiert und korreliert Protokolldaten aus verschiedenen Quellen, um potenzielle Sicherheitsvorfälle frühzeitig zu identifizieren. Auf diese Weise können Bedrohungen schnell erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.

6. Anwendungshärtung

Auch die Härtung der Anwendungen, die auf den Systemen Ihrer Kunden laufen, ist ein wichtiger Bestandteil des umfassenden Schutzes. Anwendungen sollten sicher konfiguriert werden, insbesondere in produktiven Umgebungen. Beispielsweise sollten Debugging- und Testmodi in solchen Umgebungen deaktiviert werden, um unnötige Sicherheitsrisiken zu vermeiden.

Darüber hinaus sollten Entwickler bei der Erstellung von Software stets sichere Kodierungspraktiken anwenden. Dies beinhaltet die Vermeidung von typischen Sicherheitslücken wie SQL-Injections oder Cross-Site Scripting (XSS). Durch den Einsatz sicherer Kodierungspraktiken können viele häufige Angriffsvektoren bereits im Vorfeld ausgeschlossen werden.

7. Datenschutz und Verschlüsselung

Schließlich ist der Schutz sensibler Daten ein essenzieller Bestandteil jeder Systemhärtungsstrategie. Die Verschlüsselung von Daten sowohl im Ruhezustand als auch während der Übertragung stellt sicher, dass selbst im Falle eines unautorisierten Zugriffs die Daten nicht lesbar sind.

Zusätzlich sollten klare Datenschutzrichtlinien etabliert und strikt durchgesetzt werden. Diese Richtlinien sollten festlegen, wie persönliche und sensible Daten zu schützen sind und welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um die Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen sicherzustellen.

Welche Risiken birgt die Umsetzung von Sicherheitsvorgaben?

Auch wenn die Umsetzung von Sicherheitsvorgaben wie den CIS Benchmarks unerlässlich ist, gibt es einige Risiken, die Sie beachten sollten.

  • Komplexität und Fehleranfälligkeit
    Die Implementierung von Sicherheitsvorgaben kann komplex sein. Fehler bei der Umsetzung können die Stabilität Ihrer Systeme beeinträchtigen oder neue Schwachstellen schaffen. Eine sorgfältige, schrittweise Härtung ist daher essenziell.

  • Einschränkungen in der Benutzerfreundlichkeit
    Strenge Sicherheitskonfigurationen können die Benutzerfreundlichkeit beeinträchtigen. Systeme, die zu restriktiv konfiguriert sind, können zu Frustration bei den Benutzern führen und die Effizienz verringern. Hier ist ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sicherheit und Usability gefragt.

  • Kompatibilitätsprobleme
    Nicht alle Anwendungen oder Systeme sind vollständig mit den empfohlenen Sicherheitsrichtlinien kompatibel. Es ist wichtig, eine Balance zwischen Sicherheitsanforderungen und betrieblichen Notwendigkeiten zu finden, um reibungslose Abläufe zu gewährleisten.

Welche Angriffe hätten durch besseres Hardening bereits verhindert werden können?

Es gibt zahlreiche bekannte Cybervorfälle, die durch besser gehärtete Systeme hätten verhindert oder zumindest abgemildert werden können. Folgend sind einige Beispiele:

WannaCry Ransomware Attack (2017)

Die WannaCry-Ransomware nutzte eine Schwachstelle im SMBv1-Protokoll von Windows aus, um sich schnell zu verbreiten und Dateien auf betroffenen Systemen zu verschlüsseln.

Prävention durch Hardening:

  • Regelmäßige Updates: Ein gehärtetes System hätte durch rechtzeitige Installation des von Microsoft bereitgestellten Patches geschützt werden können.

  • Deaktivierung unnötiger Dienste: Das Deaktivieren des veralteten SMBv1-Protokolls hätte die Angriffsfläche reduziert.

Target-Datenpanne (2013)

Über 40 Millionen Kredit- und Debitkartendaten wurden durch Malware gestohlen, die auf das POS-System von Target abzielte.

Prävention durch Hardening:

  • Netzwerksegmentierung: Eine bessere Netzwerksegmentierung hätte verhindern können, dass die Malware sich leicht im Netzwerk verbreitet.

  • Strenge Zugriffskontrollen: Begrenzter Zugang zu sensiblen Daten und Systemen hätte das Risiko eines derartigen Einbruchs reduziert.

Heartbleed-Bug in OpenSSL (2014)

Der Heartbleed-Bug ermöglichte es Angreifern, auf sensible Daten im Speicher von Servern zuzugreifen, die eine verwundbare Version von OpenSSL verwendeten.

Prävention durch Hardening:

  • Schnelle Patch-Implementierung: Ein schnelles Einspielen von Sicherheitsupdates hätte die Verwundbarkeit geschlossen.

  • Einsatz von sicheren Konfigurationen: Stärkere Konfiguration und regelmäßige Überprüfung von Sicherheitsprotokollen hätte das Risiko minimiert.

Diese Beispiele zeigen, wie wichtig das Hardening von Systemen ist, um Cyberangriffe abzuwehren und die Sicherheit von Daten und Systemen zu gewährleisten. Regelmäßige Updates, strenge Zugriffskontrollen, Deaktivierung unnötiger Dienste und proaktive Überwachung sind wesentliche Maßnahmen, um die Widerstandsfähigkeit gegen solche Vorfälle zu erhöhen.

Wie unterstützt lywand bei der Umsetzung von Best Practice Konfigurationen?

Best Practices

Lywand unterstützt Sie bei der Umsetzung von Best Practices im Hardening. Durch automatisierte Security Audits wird die Konformität mit den CIS Benchmarks überprüft. Dabei werden die aktuellen Systemeinstellungen im Vergleich zu den Vorgaben der CIS Benchmarks analysiert und potenzielle Abweichungen identifiziert.

Auf Basis dieser Analyse erhalten Sie gezielte Hinweise, um die Systemkonfiguration Ihrer Kunden zu optimieren. Darüber hinaus können diese Audits für Compliance Prüfungen genutzt werden, um sicherzustellen, dass die IT-Infrastruktur den erforderlichen Sicherheitsstandards und regulatorischen Anforderungen entspricht.

Julian Lindenhofer

2. September 2024

Kategorie

Ratgeber

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